Nein, die Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeiter nicht mehr
ihr Leben lang. Sie haben mit sich selbst genügend Sorgen; sie
können die Stellensicherheit nicht mehr garantieren. Ein Mentalitätsumschwung
muss erfolgen: Die Sicherheit, die auswärts nicht mehr zu holen
ist, muss man in sich selbst finden. Sie sind Ihr eigener Garant für
Ihre Sicherheit im Berufsleben. Um dies zu erreichen, müssen
Sie Ihre berufliche Laufbahn selbst in die Hand nehmen, Ihre Grundausbildung
und die verschiedenen Stellen, die Sie besetzen wollen, selbst auswählen.
Treue ad vitam eternam ist passé; sie wird von
einer Partnerschaft verdrängt. Sie bleiben an derselben Stelle,
solange Ihre Kompetenzen dort benötigt und valorisiert werden;
solange Sie dort soviel bekommen wie Sie auch geben. (Das ist das
Winner-Winner-Verhältnis, das von der Gordon Technik hervorgehoben
wurde).
Um dies zu erreichen, werden Sie regelmässig ein Assessment
und eine Standortbestimmung durchführen müssen. Vergleichen
Sie das, was sie jetzt erleben, mit dem was Sie sich früher
vorgestellt haben oder heute wünschen. Begnügen Sie sich
nicht mit dem Schein einer Funktion; stellen Sie sich die Schlüsselfrage
(und beantworten Sie diese ehrlich...): Was verliert mein Unternehmen,
wenn es mich verliert?
Viele Jugendliche haben kein berufliches Projekt. Ihre Ausbildung
haben sie ausgew�hlt, um ihrem Umfeld zu gefallen oder aus Opportunismus
(�scheinbar er�ffnet das Wirtschaftsstudium viele Aussichten...�),
oder gar aus Trotz (�alles, was Sie wollen, nur nicht das Gleiche
wie mein Vater�), aber selten dank einer durchdachten und klaren
Entscheidung. Im beruflichen Milieu unerfahren (trotz Praktika,
die als Mittel zum Erfahrung sammeln und zur Integration in der
Berufswelt zum Gl�ck immer beliebter werden) beenden die Studenten
fleissig ihre akademische Ausbildung und wenden sich dann an die
bekanntesten Unternehmen, an die, von denen sie etwas geh�rt haben
oder an die, die sie im Telefonbuch gefunden haben. �Da ich diesen
Abschluss habe, wird man schon wissen, wo man mich einstellen kann...�
ist die �berlegung dieser Gutgl�ubigen... Doch sie liegen v�llig
falsch. Nur derjenige, der sich die M�he gemacht hat, sich selbst
einzusch�tzen, seine Interessen mit den Bed�rfnissen des Unternehmens
zu vergleichen und dies auch im entsprechenden Abschnitt des Lebenslaufs
kundtut, wird vorgeladen und eingestellt. Viele von den �lteren
haben gar kein berufliches Projekt mehr oder haben es aus den Augen
verloren. Auch sie m�ssen rasch eine Standortbestimmung vornehmen
(siehe das entsprechende Kapitel zu diesem Thema) und sich und ihre
Erfahrung mit Blick auf die Nachfrage auf dem Markt und die eigenen
tieferen Beweggr�nde neu positionieren. Der neue Lebenslauf wird
alle diese Parameter ber�cksichtigen und die Darstellung des pers�nlichen
Projektes wird sie hervorheben.
In der Zeit der Stellensuche scheint es eine Binsenwahrheit zu sein,
sich vermarkten zu m�ssen. Sie m�ssen sich ins beste Licht r�cken
und mitspielen... Doch wie sieht es aus, sobald Sie sich ins gemachte
Nest gesetzt haben? Werden nicht die alten Gewohnheiten wieder zum
vorschein kommen? Werden Sie sich nicht mit den Jahren gehen lassen?
Hier liegt aber die Gefahr! Das abgegebene Bild ist unheimlich wichtig:
Pflegen Sie es. Bringen Sie hervor, was Sie verwirklicht haben (auch
wenn Sie kein Verk�ufer sind): Das finanziell, zeitlich und qualitativ
erfolgreich durchgef�hrte Projekt, die zu Ende gef�hrte Verhandlung,
dank welcher Sie Produktivit�tsverluste vermieden oder neue Auftr�ge
gewonnen haben. Heben Sie mit Humor Ihre Vorz�ge bei Ihrem Chef
hervor. Viele Unternehmen haben Leistungsbemessungsmethoden eingef�hrt.
Nutzen Sie diese M�glichkeit f�r einen fruchtbaren Austausch: Was
sie vollbracht haben, wo Sie sich weiterentwickeln k�nnen, welche
Werkzeuge, Methoden, Technologien Sie ben�tigen und welche Sie verlangen
m�ssen. Falls Sie in einem kleinen oder mittelst�ndischen Betrieb
arbeiten, der �ber keine solche formale Leistungsbemessungsmethoden
verf�gt, sollten Sie das Gespr�ch mit Ihrem Chef suchen und das
gleiche, wie oben besprochen, durchf�hren. Vergessen Sie nicht,
dass man den Chef hat, den man verdient. Man kann ihn formen aber
auch verformen.
Um sein Bestes zu geben, wird bei jedem Sport verlangt, dass man
sich in H�chstform befindet... Dies gilt auch im Berufsleben. Um
leicht den Arbeitgeber wechseln zu k�nnen, um den Karriere-Knick
zu vermeiden, muss man fortgehend die eigene Einstellbarkeit pflegen.
Die neuesten Technologien m�ssen assimiliert, die Trends und Entwicklungen
erkannt werden. Verschlafen k�nnte b�se Folgen haben. Ausbildung
ist eine Selbstverst�ndlichkeit, und als Akademiker oder Abg�nger
einer h�heren Schule haben Sie es auch verstanden. Diplome veralten
jedoch schnell. Wer nichts dazu lernt, schaltet den R�ckw�rtsgang
ein. Sie m�ssen sich stets weiterbilden. Auch wenn Sie von Ihrem
Arbeitgeber vorschl�ge in diesem Sinne erhalten, sollten Sie immer
das Steuer selbst in der Hand behalten. �Soll ich mich der Qualit�tskontrolle
oder der Qualit�tssicherung zuwenden? Soll ich den Verkauf an Grosskunden
oder an Vertreiber w�hlen?�
Die �nderung vorauszusehen, anstatt gem�tlich auf sie zu warten,
ist die siegreiche Strategie... Ansonsten m�ssen Sie sich auf R�ckschl�ge
gefasst machen. Und wie? Sammeln Sie Informationen �ber m�gliche
zuk�nftige, strategische Orientierungen, �ber die Schl�sselprobleme
des Unternehmen oder des Wirtschaftssektors, �ber die L�sungsans�tze,
die von Konkurrenten entwickelt wurden... lesen Sie die Fachpresse,
und neuerlich erschienene Standardwerke. Nehmen Sie an Kolloquien
und Austauschseminaren teil. Arbeiten Sie am eigenen �Reengineering�.
In der Endphase des Selektionsprozesses, wenn nur noch zwei Kandidaten
�brig bleiben, die eine gleiche Ausbildung und eine vergleichbare
Erfahrung vorweisen k�nnen, ist die Pers�nlichkeit entscheidend.
Was ist darunter zu verstehen? Unternehmen k�nnen keine �grauen
M�use� in ihrem Kader mehr gebrauchen. Sie suchen vorwiegend Leute
mit Ideen, Leute, die �ber die n�tige Selbstsicherheit verf�gen
und Initiativen ergreifen. Man erwartet jedoch nicht das gleiche
vom Berufsanf�nger wie von einem erfahrenen Profi.
Vom Ersten erwartet man intellektuelle Neugierde, breit gef�chertes
Grundwissen, Lernverm�gen und Flexibilit�t. Solche F�higkeiten beweisen
die gesammelten Erfahrungen wie Praktika, Vereinsaktivit�ten, Auslandsaufenthalte
(Parameter, die entscheidend werden, falls die Ausbildung dem gesuchten
Profil entspricht).
Vom Anderen wird pers�nliches Engagement, eine gewisse Originalit�t
und Phantasie verlangt. Ein Unternehmen muss sich von seinen Konkurrenten
abheben; deswegen erwartet es von seinen F�hrungskr�ften (und heute
auch immer mehr vom gesamten Personal), dass diese etwas einbringen
k�nnen und es auch tun. Man darf Originalit�t und Exzentrismus nicht
verwechseln. Sich behaupten k�nnen, bedeutet nicht andere verdr�ngen
oder verachten und zwingt auch nicht zum Alleingang.
Die Hai-Mentalit�t ist out. Sie wirkt sogar suspekt, wie Dudley
LYNCH es in seinem Buch �La strat�gie du dauphin�, erschienen im
Verlag der �Editions de l�Homme�, gezeigt hat. Diese �Delphin-Strategie�
entspricht heute auch eher den Bed�rfnissen der Unternehmen: Selbstsichere
F�hrungskr�fte, die ein Team zu motivieren und zu f�hren wissen,
und dabei den Anderen achten. Die Zeit der Spezialisten, die nie
aus ihrem engen Bereich herauskamen, ist pass�. Kommunikation ist
gefragt, nach innen (gegen�ber den Mitarbeitern) wie nach aussen
(den Kunden).
Der Erfolg eines Unternehmens setzt sich aus dem Zusammenwirken
seiner Mitarbeiter zusammen. Teamwork ist schon seit langem wichtig;
modernes Management setzt jedoch immer mehr auf die Verwaltung von
Projekten, die das Zusammenspiel von pluridisziplin�ren Teams f�r
ein gemeinsames Ziel erfordern. Die Kr�fte werden so vermehrt: Komplement�re
Technologien, Beratung, Informationsaustausch, Kreativit�t... Die
immer �fter auftretende (zumindest teilweise) Entlohnung nach Erfolg
ist ein Zeichen dieser Entwicklung.
Der Begriff �Mobilit�t� muss im weitesten Sinne verstanden werden:
Selbstverst�ndlich muss sie geographisch, aber auch funktionell
und sektoriell sein.
In der gleichen Stadt oder gar im gleichen Land arbeiten zu wollen,
deutet auf einen beschr�nkten Horizont im Zeitalter von weltweiter
Kommunikation und Austausch hin.
Eine Stelle ablehnen, weil Sie in einen anderen Kanton umziehen
m�ssten, ist heute unm�glich. Die Stelle annehmen erm�glicht andererseits,
Ihre Anpassungsf�higkeit zu testen (und ggf. auch die Ihrer Familie)
und erweitert Ihren Horizont. Auslandsaufenthalte k�nnen nur positiv
sein: Andere Mentalit�ten, andere Kulturen, andere Arbeitsmethoden...
aber Achtung! Geraten Sie nicht in Vergessenheit, erlauben Sie sich
regelm�ssig einen Aufenthalt bei der Leitung der Muttergesellschaft:
Bereiten Sie Ihre R�ckkehr vor... und treten Sie diese rechtzeitig
an.
So wie Sie die Region oder das Land wechseln, k�nnen Sie dies auch
mit dem Unternehmen tun. Der Vorteil dabei ist, sich von neuen Unternehmenskulturen
zu impr�gnieren und neue Arbeitsmethoden zu ergr�nden. Die Anzahl
der Wechsel muss aber wohl dosiert bleiben, um den Vorwurf der Unbest�ndigkeit
verwerfen zu k�nnen. Falls Sie alle sechs Monate die Firma wechseln,
wird man Sie schnell als launig abstempeln. Ein Berufsanf�nger kann
sich erlauben, w�hrend der ersten f�nf Jahre seinen Weg zu suchen.
Danach ist es besser, sich die Zeit zu nehmen, um sich an einer
bestimmten Stelle unter Beweis zu stellen: Ein Jahr, um die ersten
Resultate zu erzielen, zwei Jahre, um diese zu best�tigen, und f�nf
Jahre, um alle M�glichkeiten aus einer Stelle auszusch�pfen und
sich auf eine neue Orientierung vorzubereiten. Falls die Gr�sse
Ihres Unternehmens es m�glich macht, k�nnen Sie intern von einer
Dienststelle zur anderen wechseln, vom Marketing zum Verkauf, vom
Controlling zur Finanzleitung und am Ende vielleicht die Human Resources-Leitung
integrieren.
Diese funktionelle Mobilit�t erm�glicht auch eine pers�nliche Bereicherung.
In einem kleinen oder mittelst�ndischen Betrieb ist Vielseitigkeit
sowieso unerl�sslich und jede Stelle vereint verschiedene Verantwortungsbereiche.
Der Mensch ist ein soziales Tier, das gerne Beziehungen um sich
aufbaut. Es f�ngt auch sehr fr�h an, schon in der Primarschule.
Dort werden n�mlich die ersten Beziehungen aufgebaut. Mit jeder
Altersstufe werden diese weiter ausgebaut, sei es auf freundschaftlicher,
pers�nlicher oder beruflicher Ebene. Mit diesen Leuten teilt man
nat�rlich die sch�nen Momente des Lebens. Aber sie k�nnen sich auch
bei der Stellensuche als sehr dienlich erweisen. Man darf diese
Dienste aber nicht mit dem �Vitamin B� verwechseln, das zwar selten
eingesetzt wird, aber auch manchmal b�se Nebenwirkungen erzeugen
kann. Ihr pers�nliches Beziehungsnetz hilft Ihnen, Informationen
zu sammeln, Rat- und Vorschl�ge einzuziehen. Es dient, ein Feedback
�ber sich selbst zu erhalten, aber auch der Kenntnis einer Wirtschaftsbranche,
eines Marktes oder einer Gesellschaft. Es hilft Ihnen, ein Ziel
zu definieren, dieses zu best�tigen und zu erreichen. Bestehend
aus ihrer Familie, Freunden und sp�ter auch Kollegen und Bekannten,
er�ffnet es die T�ren zu denjenigen, die in dem von Ihnen visierten
Unternehmen das Wort haben. Wie wird ein solches Netz aufgebaut?
Ganz einfach indem man aktiv am Leben teilnimmt, im Verein, im Club,
in der Politik oder Kultur oder in der Gemeinde.