- die entmystifizierung der emotionen
- emotionale kompetenzen
- emotionale kompetenzen in speziellen anwendungsgebieten
- die bedeutung emotionaler kompetenzen beim bewerbungsgespräch
1. DIE ENTMYSTIFIZIERUNG DER EMOTIONEN
Von Tanja Wranik-Odehnal & Didier Grandjean
Ein Kind bildet während seiner Entwicklung, sowohl im Kreise seiner Familie und Freunde als auch im Laufe seiner Persönlichkeitsformung, emotionale Fähigkeiten aus. Menschen unterscheiden sich also hinsichtlich dieser Fähigkeiten so stark, da eine Vielzahl von Parametern bei ihrem Erwerb eine Rolle spielt.
Für viele Menschen bleibt das Konzept der Emotionalen Intelligenz widersprüchlich. In der Regel werden Gefühle als Gegensatz zur Rationalität und damit ebenso zum Begriffsverständnis des Wortes "Intelligenz" angesehen. So gelten auch in vielen Organisationen und Unternehmen Gefühle noch immer als ein Zeichen von "Schwäche". In diesen Unternehmen werden die Mitarbeiter darin bestärkt, ihre Urteile nicht durch Emotionen beeinflussen zu lassen, sondern sich beim Treffen von Entscheidungen auf rationale Überlegungen zu verlassen. Sie werden aufgefordert, ihre Gefühle "zu Hause" zu lassen. Es ist daher nicht erstaunlich, dass ein Großteil der Mitarbeiter angibt, am Arbeitsplatz nur wenige Emotionen wahrzunehmen oder zu empfinden. Dennoch könnten wohl viele Mitarbeiter, selbst Führungskräfte oder Vorgesetzte, von zahlreichen beruflichen Situationen berichten, in denen Wut, Aufregung, Unsicherheit, Entmutigung aber auch Stolz und Hoffnung die Interaktionen färben.
Was sind Gefühle und warum empfinden wir sie?
Gefühle sind nützliche Signale, die uns anzeigen, ob etwas in unserer Umgebung wichtig für unser körperliches oder seelisches Wohlbefinden ist. Obwohl Emotionen als Signale weder gut noch schlecht sind, können sie sowohl nützlich als auch schädlich sein, je nachdem, was man daraus macht. Zur besseren Verständlichkeit, stellen Sie sich vor, dass Sie ärgerlich auf Ihren Kollegen A sind. Die erste Frage, die Sie sich stellen könnten, wäre: warum bin ich verärgert? So hat Ihnen ein Kollege B erzählt, dass Ihr Kollege A der Direktion einen Ihrer Vorschläge unterbreitet hat. Viele würden eine solche Situation wohl als ungerecht und als Vertrauensbruch durch Ihren Kollegen A ansehen. Emotionspsychologen haben festgestellt, dass Ärger und Wut häufig Zeichen empfundener Ungerechtigkeit sind. Eine Situation hätte verhindert werden können, wenn jemand sich anders verhalten hätte. Der empfundene Ärger ist ein Signal, dass Sie dazu drängt, aktiv zu werden und etwas zu unternehmen. Die Fähigkeit mit diesen emotionalen Botschaften angemessen umzugehen, nennen wir Emotionale Intelligenz oder Emotionale Kompetenzen. Da man heutzutage davon ausgeht, dass es sich nicht nur um eine, sondern um mehrere verschiedene Fähigkeiten handelt, bevorzugen wir den Begriff der Emotionalen Kompetenzen anstelle der Emotionalen Intelligenz.