Wie meine berufliche Zukunft aussehen könnte

Früher bevormundeten die Unternehmen ihre Angestellten sehr stark. Sie hörten sich die Sorgen der Angestellten an und versuchten, Abhilfe zu schaffen, um ihre Mitarbeiter an sich zu binden. Heutzutage hat sich das wirtschaftliche Umfeld stark verändert. Die Unternehmen können sich nur positiv entwickeln, wenn sie flexibel und dynamisch genug sind. Daher genügt für ein erfolg­reiches Unternehmen nicht mehr nur die Formulierung klarer ­Ertragsziele und Ausarbeitung eines Entwicklungsplans zu deren Erreichung. Vielmehr bestimmt es vor allem eine Vision davon, was es erreichen will; es verfolgt stets seine Vision, kann sich gleichzeitig aber den Ereignissen anpassen und flexibel bleiben, trifft zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen mit den richtigen Partnern und stellt seine Vorgehensweise immer wieder neu in Frage. Die Unternehmen werden in Zukunft ihre Mitarbeiter dazu anhalten, sich an dieser Dynamik aktiv zu beteiligen.

Einige Unternehmen haben das sehr früh verstanden und im ­Rahmen ihrer Unternehmenspolitik das Konzept der „career self-­reliance“ ­eingeführt: Das bedeutet, dass jeder Mitarbeitende selbst für die Planung und Entwicklung seiner Karriere verantwortlich ist.

„Planen“ heisst nicht „kontrollieren“

Um die Bedeutung des Begriffs „Karriereplanung“ besser verstehen zu können, ist es notwendig zwei Grundprinzipien zu erwähnen, auch wenn Sie diese möglicherweise verun­sichern:

  • „Planen“ heisst nicht „kontrollieren“
  • Allgemein gesprochen, kontrollieren Sie nichts alleine

Anstatt von „Zielen“ zu sprechen, erarbeiten Sie eine langfristige Vision für sich selbst und projizieren Sie sich, basierend auf den Ihnen wichtigen Werten und Motivationsgründen sowie Ihrer Ambitionen in Ihre erwünschte Zukunft. Dieser Ansatz ermöglicht Ihnen, sich anhand vieler verschiedener Ziele, die sich im Laufe der Zeit ändern können ohne Ihre langfristige Vision zu beeinflussen, zu verwirklichen.

Seien Sie sich von Anfang an bewusst, dass der Weg zum ­Erreichen Ihrer Vision nicht geradlinig sein wird und dass es auch notwendig sein wird, die Chancen zu ergreifen, die Sie auf den ersten Blick von Ihrem Weg abzubringen scheinen. Wenn dieser Fall eintritt, stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Was muss ich, angesichts der Ereignisse, über mich selbst und über meine Vision verstehen?
  • Warum erlebe ich das?
  • Was für eine Lehre kann ich daraus ziehen?
  • Wie will ich damit umgehen?
  • Muss ich deswegen meine Vision anpassen?
  • Wenn ja, wie?
  • Wenn nein, wie kann ich die eingeschlagene Richtung beibehalten?

Zögern Sie nicht, mit der Zeit und je nach Verlauf Ihrer Karriere ihre Vision neu zu definieren. Profitieren Sie von jedem Ereignis, um Neues über sich selbst oder Ihren Beruf zu lernen, um neue Menschen kennen zu lernen und Beziehungen in Ihrer Arbeit zu vertiefen oder über neue Synergien nachzudenken. Sie müssen vielleicht dadurch mehrmals im Leben eine neue berufliche Richtung einschlagen, aber was früher als Scheitern oder als Zeichen von Instabilität betrachtet wurde, wird heute als Zeichen von Flexibilität und Innovationsgeist geschätzt: Diese zwei Leitbegriffe garantieren Ihnen Einstellungspotenzial und Entfaltung für sich selbst und das Unternehmen, für das Sie arbeiten.

Einige unerlässliche Ratschläge

Nach den früher geltenden wirtschaftlichen Kriterien wurde ­Erfolg an der Sicherheit der Arbeitsstelle, den sozialen Vor­teilen, den Lohnerhöhungen und den Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens gemessen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass dies nicht mehr angemessen ist. Anstatt diesen Zeiten nach­zutrauern, ergreifen Sie die Gelegenheit und bestimmen Sie selbst, was beruflicher Erfolg für Sie bedeutet.

GLAUBEN SIE AN IHREN EIGENEN WERT

Nur weil Sie sich nicht mehr jederzeit aufs Unternehmen ­verlassen können, heisst das nicht, dass Sie an gar nichts mehr glauben sollen. Es ist sogar eine einzigartige Chance für Sie, anzufangen an Ihre Werte und Fähigkeiten zu glauben. Um Ihre Karriere effizient zu planen, müssen Sie vor allem Ihre Stärken kennen und die Berufsfelder bestimmen, in denen diese angewandt werden können.

Alles beginnt demnach mit einer Standortbestimmung, um Ihre Interessen, Motivationen, Werte, Fähigkeiten und Kenntnisse zu ergründen. Diese wichtige Etappe wird Ihnen helfen, die Art von Arbeit zu finden, die für Sie die grösste Berei­ch­erung darstellt. Sich die Zeit zu nehmen sich selbst beruflich und persönlich kennen zu lernen, ist ein grundlegender Schritt auf dem Weg zu einer bereichernden und zufrieden stellenden Karriere.

WEITERBILDUNG UND BEZIEHUNGSNETZ

Glauben Sie nie, dass Sie alles erreicht haben! Sobald jemand oder ein Unternehmen anfängt, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, beginnen diese, langsam aber sicher in Vergessenheit zu geraten. Weiterbildung ist ein lebenslanger Prozess.

Nachdem Sie Ihren bevorzugten Beruf oder Ihre bevorzugte Branche festgelegt haben, bleiben Sie stets offen für alles, was Ihre Kenntnisse erweitern oder Sie herausfordern könnte. Die Berufswelt bewegt sich schnell und verändert sich ständig – was Sie heute wissen, ist morgen bereits veraltet oder über­holt. Verfolgen Sie deshalb immer wachsam die Entwicklungen in Ihrer Branche: Lesen Sie Fachzeitschriften oder –Bücher Ihrer Branche, nehmen Sie an Konferenzen oder Weiterbildungen teil, tauschen Sie sich mit anderen Experten aus, erweitern Sie ihr Wissen und eignen Sie sich neue Fähigkeiten an.

Dank des Internets haben Sie direkten Zugang zu Millionen von berufsrelevanten Ressourcen; zudem existieren zahlreiche ­Berufsverbände und andere Netzwerke, die es Ihnen erlauben, die Entwicklungen in Ihrem Beruf mitzuverfolgen und neue Kontakte zu knüpfen (z. B. www.rezonance.ch; www.linkedin.com). Das gleiche gilt, wenn Sie in einem Unternehmen arbeiten: Be­schränken Sie sich nicht auf Ihre Abteilung, tauschen Sie sich mit Experten und Kollegen aus anderen Abteilungen oder noch besser, mit Menschen aus anderen Ländern aus.

Fazit: Bleiben Sie mit Ihrer Umwelt stets in einer wechsel­seitigen Beziehung.

ANPASSUNGSFÄHIGKEIT IN DER ARBEITSWEISE

Die konstante technische Entwicklung, die Globalisierung, die ständige Neudefinierung der wirtschaftlichen Massstäbe: All dies verlangt, dass man angesichts der zahlreichen Veränderungen in einem Unternehmen äusserst aufmerksam und flexibel bleibt. Es ist sehr schwierig, ja fast selbstmörderisch dagegen widerstehen zu wollen.

Rechnen Sie damit, Ihre Arbeitsweise, Ihre Arbeitstechnik (neue Anwenderprogramme, neue IT-Ausstattung etc.) oder Ihre Arbeitsform (Teilzeitarbeit, Telearbeit, geografische Mobilität, Gemeinschaftsbüros etc.) regelmässig anpassen zu müssen. Es liegt allein an Ihnen, gestützt auf Ihre Vision, die Grenzen zu bestimmen.

Bestimmtes Wissen und einige Schlüsselkompetenzen sind jedoch unumgänglich und unverzichtbar: Insbesondere alles, was mit Computernutzung, dem Erlernen von Fremdsprachen und als wichtigem gemeinsamem Nenner mit Kommunikation zu tun hat.

GENERALIST ODER SPEZIALIST

Das ist wahrscheinlich die am häufigsten wiederkehrende Frage: „Soll ich Generalist bleiben oder mich in meinem Bereich spezialisieren?“ Es gibt darauf keine richtige oder falsche Antwort.

Als erstes sollten Sie sich folgende Fragen stellen: „Was will ich wirklich?“; „Was würde mir ungeachtet aller derzeitigen ­Einschränkungen/Verpflichtungen am besten gefallen?“. Treffen Sie, wenn möglich, eine zufrieden stellende Wahl und nicht eine, die anderen am meisten entgegen kommt oder Ihnen am sichersten erscheint.

Kompetenzen miteinander verbinden zu können, ist heute eine wertvolle Fähigkeit, z. B. ein Ingenieur, der Technologie und ­Verkauf oder spezifische Kenntnisse einer anderen Industriebranche miteinander vereint. Beschränken Sie sich deshalb nicht auf Ihre heutige Funktion, sondern versuchen Sie, diese durch Spezialisierung auf einem Gebiet oder Synergien mit ­anderen Bereichen weiter auszubauen.

Wenn Sie einer vergleichsweise spezialisierten Arbeit nachgehen, hilft es Ihnen sich in Ihrer Arbeit nicht isoliert zu fühlen und zu verhindern, dass Sie bei notwendigen Veränderungen oder ­Um­strukturierungen nicht beachtet werden, wenn Sie Kontakte zu einem Netz von Spezialisten in Ihrer Branche pflegen.

Karrieremanagement ist eine Kunst. Diese erfordert, dass Sie sich stets in den Mittelpunkt Ihres Lebens stellen und über Ihr gesetztes Ziel nachdenken. Sie müssen fähig sein, sich, wenn nötig, neu zu definieren und sich mit Ihrem Umfeld einig werden zu können. Sie tragen zwar die alleinige Verantwortung für Ihr Boot, Sie kontrollieren es aber auf keinen Fall allein.

Sie müssen lernen, sich an die Strömungen anzupassen und sich die Fähigkeiten anzueignen, um sich auch mal dagegen stellen zu können. Um Ihr Ziel zu erreichen, müssen Sie wachsam bleiben gegenüber den Menschen und den Gegebenheiten, die Sie antreffen: Wenn Sie dabei Ihre Kompetenzen und Ihr ­Wissen ­nutzen, haben Sie die Gelegenheit etwas mehr über sich selbst und Ihr Umfeld zu lernen.

Gute Reise!

Karrieremanagement