Sich durch seine Aussagen hervorheben

Der Rekrutierungsverantwortliche weiss zwar bereits mehr oder weniger, woher Sie kommen, was Sie studiert haben und was Sie an Berufs­erfahrung mitbringen, er möchte jedoch gerne sehen, wie Sie sich vorstellen und wie Sie Ihre akademische und/oder berufliche Laufbahn darlegen. Jeder Mensch ist einzigartig, und deshalb ist es schwierig, ja unmöglich, zu beschreiben, was man bei einem Vorstellungsgespräch genau sagen sollte und was nicht. Die meisten Rekrutierungsverantwortlichen legen jedoch Wert auf folgende wesentliche Aspekte:

KLARHEIT UND SYNTHESEFÄHIGKEIT

Es gibt für einen Personalverantwortlichen nichts Schlimmeres als einer Person gegenüberzusitzen, die ihre Laufbahn nicht klar im Kopf hat, die nicht mehr genau weiss, was sie gemacht hat und die sich in nutzlosen und vergeblichen Einzelheiten verliert, indem sie unwichtige Teilaufgaben oder unangebrachte Anekdoten erzählt. Schauen Sie zu, dass Sie Ihre Laufbahn im Kopf haben, wenn Sie gebeten werden, sich vorzustellen, um nicht auf Ihren Lebenslauf starren oder darin suchen zu müssen: Denn dadurch entsteht ein peinliches Schweigen, und Sie machen einen verwirrten Eindruck. Seien Sie prägnant und klar bei der chrono­logischen Beschreibung Ihrer Laufbahn, und sagen Sie kurz für jede Etappe, weshalb Sie sich für diese Stelle (oder dieses Studium) entschieden haben, was Sie dort genau gemacht haben und weshalb Sie die Stelle gewechselt haben. Seien Sie sachlich und vermeiden Sie bei der Präsentation, Ihre persönlichen Gemütszu­stände zu beschreiben und/oder erklären Sie objektiv, worin Ihre Aufgabe bestand; sagen Sie zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht, was Ihnen bei Ihren Tätigkeiten gefallen hat und was nicht.

Nachdem Sie Ihre berufliche Laufbahn dargelegt haben, nutzen Sie die Gelegenheit, um anzufügen, weshalb Sie sich bei diesem Unternehmen beworben haben. Hierbei ist es wichtig, niemals seinen Arbeitgeber zu kritisieren, um die Bewerbung für eine neue Stelle zu rechtfertigen. Einige Kandidaten neigen dazu, darzulegen, was sie belastet, sie sprechen über Lohnerwartungen, fehlende Karriereentwicklungsmöglichkeiten, Spannungen in ihrem Team oder mit ihren Vorgesetzten: Damit hinterlässt man beim Personalverantwortlichen oft einen schlechten Eindruck hinsichtlich seiner Art, mit Konflikten oder Einschränkungen umzugehen. Anstatt zu sagen: „Ich möchte gerne die Stelle wechseln, weil man mir bei meiner jetzigen Firma keine Möglichkeit bietet, mich zu entwickeln” oder „Ich finde, dass ich von meinem jetzigen Unternehmen, was die mir anvertraute Verantwortung anbelangt, ausgenutzt werde”, wählen Sie eine Ausdrucksweise, die zukunftsgerichtet ist und beinhaltet, was Sie erreichen wollen, z. B.:  „Ich möchte nun eine Stelle finden, bei der ich ­meine beruflichen Ziele erreichen kann, nämlich...” oder „Ich möchte ein Unternehmen finden, dass meine Stärken/Fähigkeiten im Bereich ... erkennt/mir die Chance gibt, sie zu entwickeln”.

ANPASSUNGSFÄHIGKEIT

Gute Kommunikation ist heutzutage nicht nur ein Schlüssel­element, um eine Stelle zu bekommen, sondern auch, um sich innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln zu können. Der Kommunikationsstil hängt stark von der Unternehmenskultur, der Branche oder den Kunden des Unternehmens ab. Das gleiche gilt für ein Vorstellungsgespräch: Sie müssen Ihren Kommunikationsstil an Ihren Gesprächspartner anpassen können, um einen persönlichen Kontakt zu diesem herzu­stellen. Sie sollten Ihre Sprache an Ihren Gesprächspartner anpassen. Wenn Sie z. B. in einem technischen Bereich tätig sind, so seien Sie ­vernünftig und vermeiden Sie im Gespräch mit einem Personal­verantwortlichen technischen Jargon. Wenn Sie ein Mitglied Ihres zukünftigen Teams kennenlernen, versuchen Sie, zu dieser Person eine freundliche Beziehung aufzubauen, ohne aber allzu ungezwungen zu werden.

Stellen Sie den richtigen Personen die richtigen Fragen: Es ist sinnlos, einem Gesprächspartner, der nicht in Ihrer Abteilung arbeitet, von Ihren technischen Problemen zu erzählen oder den Fachjargon Ihrer Branche zu verwenden.

Beim ersten Vorstellungsgespräch sollten Sie zudem alle ­Lohnfragen (Gehalt, Sozialleistungen, Überstunden, Boni etc.) unbedingt vermeiden; warten Sie, bis man Sie darauf anspricht. Ist dies nicht der Fall, so stellen Sie die Frage, wenn Sie zu einem zweiten Gespräch eingeladen werden. Gehen Sie dieses Thema diplomatisch an und fragen Sie z. B.: „Wie sieht der Lohn für diese Stelle aus?” oder „Angesichts der Struktur Ihres Unternehmens verfügen Sie bestimmt über eine Lohnskala für jede ­Funktion; könnten Sie mir mehr dazu sagen?” Wenn Sie mehr über die Vorteile eines Unternehmens erfahren möchten, fragen Sie z. B.: „Wie sieht Ihre Vergütungspolitik aus?”; das ist auf ­jeden Fall besser als „Bezahlen Sie die Krankenkasse?”.

Im Folgenden finden Sie diesbezüglich einige Fragen, die Sie bei einem Vorstellungsgespräch stellen sollten. Warten Sie jedoch, bis man Ihnen ausdrücklich die Gelegenheit gibt, Fragen zu stellen oder, wenn dies nicht der Fall ist, erkundigen Sie sich, ob Sie zum gegebenen Zeitpunkt eine Frage stellen dürfen oder ob Ihr Gesprächspartner möchte, dass Sie Ihre Fragen erst am Schluss des Gesprächs stellen.

AUTHENTIZITÄT

Um überzeugend zu wirken, müssen Sie Ihrem Gesprächspartner klarmachen, dass das, was Sie über sich erzählen, stimmt. Zu beteuern, Sie seien eine aussergewöhnliche, gut organisierte, intelligente, lustige und effiziente Person ist eine Sache, dies auch zu beweisen, ist eine andere. Ein Rekrutierungsverantwortlicher lässt sich nichts vormachen und wird Ihnen nicht jedes Wort glauben. Er muss sicher sein können, dass das, was Sie über sich sagen, stimmt. Überlegen Sie sich also Beispiele, welche die Stärken, die Sie von sich aufzählen, eindeutig und überzeugend illustrieren. Erfordert die Stelle, auf die Sie sich bewerben, ­Kommunikationsfähigkeit, Effizienz und gute Organisation, so versuchen Sie, sich an Situationen und Erfahrungen in Ihrem Leben zu erinnern, bei denen Sie diese Stärken unter Beweis stellen konnten. Bringen Sie diese Beispiele zum geeigneten Zeitpunkt ins Gespräch ein.

Rekrutierungsverantwortliche stützen sich auf konkrete Elemente, um einen Bewerber einzuschätzen; je unbestimmter die Dinge und je schwammiger Ihre Aussagen sind, desto schlechter und weniger überzeugend wird ihre Einschätzung von Ihnen sein.

Im Folgenden werden die wichtigsten aufgeführt:

  • Versuchen Sie, möglichst ständig Blickkontakt mit Ihrem Gesprächspartner zu halten, ohne aber eindringlich sein Gesicht zu studieren oder ihn anzustarren. Der Blickkontakt zu Ihrem Gegenüber vermittelt einen Eindruck von Aufmerksamkeit und Interesse, der bestimmt nicht unbemerkt bleibt.
  • Unterbrechen Sie Ihren Gesprächspartner auf keinen Fall. Schenken Sie seinen Aussagen Gehör, und wenn Sie eine Frage haben, notieren Sie diese für sich und stellen Sie sie zum geeig­neten Zeitpunkt.
  • Zeigen Sie über Ihren Gesichtsausdruck, dass Sie motiviert sind. Zeigen Sie sich offen (ohne sich in die Enge treiben zu lassen) und lächelnd (aber nicht allzu vergnügt). Nicken Sie zum Beispiel, wenn Sie mit den Aussagen Ihres Gegen­übers ein­verstanden sind oder sich darin wiedererkennen. Vermeiden Sie aber jegliche persönliche Schmeichelei und jegliche umgangssprachliche oder saloppe Ausdrucksweise gegen­über Ihrem Gesprächspartner: Meist ist dies grund­legend für eine positive Einschätzung des Gesprächs.
  • Erscheinen Sie pünktlich zum Vorstellungsgespräch. Dies mag für Sie eine Selbstverständlichkeit sein, Pünktlichkeit ist jedoch das erste Merkmal einer gut organisierten und vertrauenswürdigen Person. Wenn Sie glauben, Sie könnten nicht rechtzeitig zum Vorstellungsgespräch da sein, zögern Sie nicht, anzurufen, um Ihren Gesprächspartner zu informieren.
  • Was Ihre Kleidung betrifft: Kleiden Sie sich möglichst dezent und/oder zurückhaltend elegant; in den meisten prestigeträchtigen Firmen (Privatbanken oder Luxusgüter­industrie), sind Anzug und Krawatte für Männer oder Kostüm für Frauen nach wie vor Plicht. Es ist nicht unan­ständig, Ihren Ge­sprächspartner direkt zu fragen, welche Kleider­vorschriften das Unternehmen hat, wenn Sie das Datum für das Vor­stellungsgespräch festlegen. Vermeiden Sie auf jeden Fall Jeans, ärmellose oder rückenfreie Oberteile, Shorts, Miniröcke, Turnschuhe oder Flip-Flops.
  • Wenn Sie Ihrem Gesprächspartner gegenüber sitzen, sitzen Sie aufrecht auf Ihrem Stuhl. Erstarren oder sitzen Sie nicht steif wie ein Brett, und vermeiden Sie es, in sich zusammenzufallen oder auf Ihrem Stuhl zu schaukeln, den Kopf auf­zustützen oder zurückzulehnen und mit gespielt entspannter Miene einen Arm über die Rückenlehne gleiten zu lassen.

 


 

Noch Fragen? Zeigen Sie Interesse und haken Sie nach



An die Personalverantwortlichen:

1. Was für eine Personalentwicklungspolitik verfolgt Ihr Unternehmen?

2. Was für eine Unternehmenskultur haben Sie? Was für eine Geschichte hat Ihr Unternehmen?

3. Wie wählen Sie die erfolgreichen Kandidaten aus?

4. Wie geht es nach diesem Vorstellungsgespräch weiter?

An einen Verantwortlichen der Abteilung, für die Sie sich bewerben:

1. Wem ist die betreffende Abteilung angegliedert?

2. Welche Position habe ich im Organigramm?

3. (Für eine Kaderstelle) Welchen Status hätte ich im Unternehmen?

4. Was sind meine Verantwortlichkeiten? Meine Aufgaben?

5. Wie sehen die Entwicklungsperspektiven aus?

6. Ist vom Unternehmen für die betreffende Stelle eine Ausbildung vorgesehen?

7. Handelt es sich um eine neu geschaffene Stelle oder um eine Neubesetzung? Wenn die Stelle neu besetzt wird, aus welchem Grund?

8. Wie ist die Stimmung im Team, in dem ich arbeiten werde?

9. Was für laufende Projekte haben Sie zurzeit?

10. Vor welchen Schwierigkeiten/Herausforderungen stehen Sie gegenwärtig?