Berufseinstieg – die richtigen Entscheidungen treffen
Artikel erschienen im Career Starter, 18. Ausgabe 2014.

Berufseinstieg – die richtigen Entscheidungen treffen

Von Anne Forster, Karriereberater & Coach, Anne Forster Beratungen

Das blaue oder das weisse Hemd? Kaffee oder Tee? S-Bahn oder Auto? Wir treffen täglich bis zu 20‘000 Entscheidungen. Während die Kaffeewahl noch banal erscheint, haben die Entscheidungen beim Berufseinstieg meist eine grosse Tragweite. Bei unserem heutigen vielfältigen Angebot an Möglichkeiten zum Berufseinstieg erscheint es nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Da hilft es Schritt für Schritt die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Den passenden Zeitpunkt für den Berufseinstieg finden

Den einen richtigen und idealen Zeitpunkt für den Berufseinstieg gibt es nicht. Vielmehr hängt der Zeitpunkt des Berufseinstiegs stark von den indivi­duellen Bedürfnissen und Möglichkeiten, welche der Arbeitsmarkt gerade bietet, ab. Um den passenden Zeitpunkt für sich selbst zu finden, ist ein rechtzeitiges Auseinandersetzung mit der Berufswahl ratsam. Schieben Sie daher die Entscheidung, sich bewusst mit der Berufswahl und dem Berufseinstieg zu beschäftigen, nicht ewig vor sich her. Falsches Aussitzen, Verdrängen oder die Vorstellung, dass jemand anderes diese Wahl für Sie trifft, helfen nicht das Gefühl der Unsicherheit schnellstmöglich loszuwerden. Nutzen Sie vielmehr die Möglichkeit, Ihre Entscheidung selbst zu fällen. Schliesslich handelt es sich bei den verschiedenen Wahlmöglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen, ja um Ihr (Berufs-)Leben. Vermeiden Sie ebenso Schnellschüsse und halbgare Entscheidungen, die sich rein auf die Befragung des Freundeskreises oder die Meinung eines Ratgebers ausrichtet. Befassen Sie sich daher frühzeitig (bereits während der Studienzeit) mit dem Berufseinstieg!

Sich selbst und seine Stärken kennen

Um die Frage, was will ich denn eigentlich, beantworten zu können, ist die Reflexion Ihrer eigenen Kompetenzen, Interessen und Ziele unabdingbar. Ein optimaler Ansatzpunkt für eine Selbstreflexion ist die eigene Biographie. Was waren wichtige Lebensabschnitte und Wendepunkte in Ihrem Leben? Was hat Sie fasziniert, was waren Ihre Interessen? Welche Aktivitäten haben Sie gerne und gut ausgeführt? Was war das Besondere an diesen Tätigkeiten für Sie? Wenn Sie Ihren Lebenslauf betrachten, welche Kompetenzen haben Sie sich bei Ihren beruflichen Tätigkeiten und Ausbildungen erworben. Was waren typische, besonders erfolgreiche oder schwierige Arbeiten? Welche Kompetenzen konnten Sie sich jeweils aneignen? Personen mit einer klaren Selbstein­schätzung und beruflichen Zielen sind nachweislich zufriedener und erfolgreicher in ihrer Karriere!

Die eigene Werthaltung und Motive kennen

Eine zentrale Leitlinie für unser Verhalten und das Treffen von Entscheidungen sind Werte. Ein Wert bezeichnet, was uns in der Arbeit und im Leben wichtig ist. Was ist Ihnen bei der Arbeit und im Leben allgemein wichtig? Welche Bedeutung haben für Sie Einkommen, Freizeit, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsklima – und warum? Welche Bedeutung haben diese Werte für Ihre Karriereplanung? Welche Werthaltung muss ein Unternehmen erfüllen, damit es für Sie als potenzieller Arbeitgeber in Frage kommt?

Meine Kenntnisse über berufliche Möglichkeiten ausbauen

Neben der Analyse von mir selbst und meinen Fähigkeiten ist die Recherche über die Situation und Möglichkeiten des Arbeitsmarktes genauso wichtig. Nehmen Sie sich Zeit und analysieren sie gründ­lich, welche Einstiegsmöglichkeiten es gibt und welche Optionen Ihnen Unternehmen und Organisationen bieten. Die Informationsmöglichkeiten, welche sich Ihnen bieten sind vielfältig: Internetplattformen, Unternehmens-Webseiten und Social Media Präsenzen, Workshops und persönliche Gespräch an Events- und Karriereveran­staltungen. Nutzen Sie vor allem die Möglichkeiten der persönlichen Informationen. Die Recherche im Internet gibt erste Informationen. Ein Gespräch vor Ort oder eine Firmenbesichtigung lässt solide Ent­scheidungsgrundlagen entstehen, ob die Firma und der Arbeitsort für Sie in Frage kommt. Eine weitere wertvolle Möglichkeit Informationen aus erster Hand über ein Unternehmen zu erfahren, kennen zu lernen durch was sich die Arbeit in einer bestimmten Organisation auszeichnet und Informationen zu erhalten, welche Möglichkeiten an Tätig­keiten es in einem bestimmten Bereich einer Firma gibt, ist das Führen eines informellen Interviews. Zudem bietet sich so die Möglichkeit Kontakt mit Menschen zu knüpfen, die entweder an der Einstellung von Mitarbeitenden beteiligt sind oder die Anregungen an entsprechende Stellen weiterleiten. Erweitern Sie so ihr Netzwerk, welches Sie nicht nur für die Suche nach einem potenziellen Arbeitgeber nutzen können, sondern auch um sich über Ihren Tätigkeitsbereich zu informieren.

Verschiedene Karriereoptionen erarbeiten

Generieren Sie, basierend auf dem Ver­ständnis von Ihnen selbst und Ihren Möglich­keiten, Optionen für den Berufs­einstieg und die weitere Karriere. Versuchen Sie hier die Vogelperspektive einzunehmen und alle Alternativen und die verschiedenen Aspekte im Blick zu halten. Nehmen Sie auch zunächst ungewohnte Möglichkeiten auf, erliegen Sie nicht der Angst vor Neuem und dem bequemen Hang zu Bewährten. Zu diesem Zeitpunkt der Ent­scheidungsfindung kann es sehr hilfreich sein, wenn Sie Unterstützung und Rat von einer Person erhalten, die Sie gut kennt und mit der Sie die Entscheidung diskutieren können. Wenn Sie jedoch merken, das das Gegenüber selbst ein Teil des eigenen Umfeldes ist oder sogar eigene Interessen verfolgt mit seinem Rat, dann lohnt es sich Unterstützung durch einen Karriereberater oder Coach einzuholen.

Karriereoptionen bewerten mit Herz und Verstand

Die erarbeiteten Karriereoptionen müssen in einem nächsten Schritt bewertet werden. Stellen Sie die einzelnen Optionen einander gegenüber und überlegen Sie sich, was die Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten sind. Gewichten Sie entsprechend ihrer Werte und Prioritäten. Um die richtige Entscheidung zu treffen, empfielt es sich nicht nur auf den Verstand, sondern auch auf das Herz beziehungsweise den Bauch zu hören. Kluge Entscheidungen sind nämlich jene, bei denen Kopf und Gefühl im Einklang sind. Das ist nicht gerade simpel und wir geraten häufig in einen Konflikt zwischen Möglichkeiten die logisch sind, aber keinen Spass machen und andere, die Spass machen würden, aber nicht vernünftig sind. Um die Variante zu finden von der Sie sagen können, das alles miteinander vereinbar ist, dauert es manchmal eine Weile. Menschen, die vor allem Kopfentscheide treffen, sind später mit ihren Entscheidungen oft unglücklich, genauso ergeht es Men­schen, die nur auf ihre Gefühle hören. Eine längerfristige Zufriedenheit mit Ihren Entscheidungen erhalten Sie dann, wenn beide Systeme benutzt werden.

Planung und Umsetzung meines Berufseinstiegs

Den gewählten Job für den Berufseinstieg oder das geplante Karriereziel vor Augen, ist eine gute Planung die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung. Setzen Sie sich dazu Teilziele und überlegen Sie sich, was Sie bis wann erledigt haben wollen. Wie sehen die nächsten Schritte aus und wo kann ich mir Unterstützung und Rat holen. Überlegen Sie sich ebenso wie Sie mit möglichen Hindernissen umgehen werden. Was sind mögliche Barrieren auf dem Weg zum Traumstart Berufseinstieg? Wie verhalten Sie sich, wenn gesteckte Ziele nicht erreicht werden? Legen Sie sich auch für diese Situationen eine Strategie fest und notieren Sie sich, aus welchen Resourcen Sie in dieser Zeit schöpfen können.

Persönliche Meilensteine setzen und Erfolge feiern

Wenn der gewünschte Berufseinstieg geglückt ist, setzen Sie sich selber regel­mässig persönliche Meilensteine und legen Sie Kontrollzeitpunkte fest, an denen Sie für sich selber überprüfen, wo Sie gerade stehen und ob Sie ihre Ziele er­reichen konnten. Was lief gut und was
weniger? Was lernen Sie daraus und was wollen Sie in einer nächsten Situation anders machen? Ist es nötig, eine Ent­scheidung zu revidieren oder eine Folge­entscheidung zu treffen? Vergessen Sie nicht, Ihre Erfolge zu feiern und sich selbst einmal zu loben. Denn der Selbstwert, ist der Wert, den ich mir selbst gebe und beinhaltet neben der Zuwendung von aussen auch die Zuwendung zu mir selbst.

http://www.anneforster.ch/

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