Mit Small Talk zum Erfolg
Artikel erschienen im Career Starter, 15. Ausgabe 2011.

Mit Small Talk zum Erfolg

Von Dr. Annette Kessler, www.culture-talk.de

Heute ist Karriere ohne Small Talk Fähigkeiten nicht mehr möglich. Denn intelligenter Small Talk ist der Türöffner Nummer eins. Mit ihm beginnt jeder Kontakt. Das „kleine Gespräch“ schafft grosse Verbindungen. Wer die richtigen Themen kennt und weiss, wie intelligente Gesprächsführung geht, wirkt souverän und hat Erfolg. Ob als scheinbar belanglose 30-Sekunden-Plauderei im Aufzug oder als mehrstündiges Gespräch beim offiziellen Business Dinner: Gekonnter Small Talk ist für die Beziehungspflege von unschätzbarem Wert und für die Karriere fundamental.

Der gelungene Einstieg ins Gespräch

Das Wetter und die Anreise gehören zu den klassischen Icebreakern und geschickt angewandt sind sie perfekt geeignet, um ins Gespräch zu kommen, ohne als einfallslos zu gelten. Vermeiden Sie dabei Allgemeinplätze und Floskeln, bringen Sie vielmehr eine „persönliche Note“ ein. Vom Wettertalk könnten sie beispielsweise gut auf Ihre Outdoor Sportart kommen.

Beim Bewerbungsgespräch wird der Small Talk oft mit der klassischen Einstiegsfrage nach der Anreise eröffnet: „Haben Sie gut hergefunden?“ Hier können Sie Pluspunkte sammeln, wenn Sie nicht nur mit einem kümmerlichen „Ja, danke“ antworten, sondern vielleicht eine kurze Begebenheit von Ihrer Reise an­sprechen. Reisen Sie mit offenen Augen und Ohren! Der Alltag bietet jede Menge Geschichten.

Der Einstieg ins Gespräch gelingt oft auch gut über Themen aus der unmittelbaren Umgebung, sei es eine Bemerkung über die aussergewöhnliche Location, den gerade gehörten Vortrag oder den guten Wein beim Essen.

Positive Einstellung zu sich selbst und zu Ihrem Gegenüber

Ein gesundes Selbstbewusstsein – ohne arrogant aufzutreten – wirkt sympathisch. Wer mit sich selbst gut Freund ist, hat Ausstrahlung und ist ein angenehmer Zeitgenosse. Gehen Sie auf Ihren Gesprächspartner offen zu. Zeigen Sie ihm Ihre Wert­schätzung und seien Sie neugierig darauf, ihn als Menschen kennen zu lernen.

Das setzt voraus, dass Sie sich nicht nur auf den fachlichen Teil eines Gesprächs vorbereiten, sondern sich auch mental einstimmen auf die Begegnung mit dem anderen. Machen Sie sich klar, welches Ziel Sie verfolgen und zu welchem Zweck der Small Talk dient. Denn gerade die ersten Minuten einer Begegnung sind oft entscheidend für den weiteren Verlauf einer Geschäftsbeziehung. „You never get a second chance for the first impression.“

Freundlicher Blickkontakt und offene Körperhaltung

„Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Begegnen Sie Ihrem Gegenüber mit einer positiven Grundhaltung, so wird sich dies sowohl in Ihrer Mimik als auch in der Körperhaltung ausdrücken. Ein Lächeln zur Begrüssung wirkt sympathisch, als mimische Dauereinstellung jedoch eher unangenehm und unsicher. Verstecken Sie Ihre Hände nicht hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen. Hände sollten sichtbar sein, das weckt Vertrauen und Sympathie. Verschränkte Arme könnten Ablehnung ausdrücken, wenden Sie sich Ihrem Gesprächspartner lieber mit offener Haltung zu. Denn 80 Prozent unserer Kommunikation läuft nonverbal.

Ein angenehmer Gesprächsabstand ist wichtig für die gute Atmosphäre im Small Talk. Wer seinem Gegenüber zu dicht „auf die Pelle“ rückt, darf sich nicht wundern, wenn er sich unbeliebt macht. Es ist wichtig, das Distanzbedürfnis anderer Menschen zu respektieren. Der Abstand von ein bis zwei Armlängen ist je nach Temperament und Charakter der Gesprächspartner richtig zu wählen, das heisst, bei einem eher introvertierten Menschen sollten Sie den Abstand lieber etwas grösser lassen als bei temperamentvollen Personen.

Zuhören und fragen

Aktives Zuhören bedeutet, dem Gesprächspartner die volle Aufmerksamkeit zu schenken und dabei nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Zwischentöne zu achten. Als aktiver Zuhörer versuchen Sie, sich in den anderen hineinzuversetzen und sind ganz bei der Sache. Sie schauen weder auf die Uhr noch lassen Sie Ihren Blick durch den Raum schweifen. Durch Blickkontakt signalisieren Sie Ihr Interesse.

Vor allem offene Fragen sind beim Small Talk gut geeignet, ein Gespräch in Gang zu halten. Allerdings sollte die Plauderei nicht in ein Abfrage- oder Ausfragespiel ausarten. Geben Sie auch immer etwas von sich preis, ehe Sie Ihr Gegenüber genauer fragen. Ein gelungener Small Talk funktioniert wie ein amüsantes Ping-Pong-Spiel, bei dem die Bälle hin und her gehen.

Geeignete Themen – No-Go-Themen

Gut geeignet für den Small Talk sind Themen wie Beruf, Ausbildung, Hobbys, Reisen, Sprachen, Kultur, Sport und Familie, je nachdem wie gut Sie Ihren Gesprächspartner kennen.

Alle polarisierenden und ideologisch besetzten Themen sollten im Small Talk vermieden werden. Dazu gehören Politik, Religion, Krankheiten und Katastrophen. Small Talk ist keine Diskussion, sondern hat zum Ziel, Gemeinsamkeiten zu entdecken, Vertrauen zu schaffen und die Atmosphäre zu lockern.

Überlegen Sie sich genau, was Sie von sich geben. Durch Ihre Äusserungen prägen Sie Ihr Image. Im Gespräch mit Ihrem zukünftigen Chef könnten Sie beispielsweise Themen bevor­zugen, die Sie als kommunikationsstark und teamfähig erscheinen lassen. Vielleicht spielen Sie in einer Volleyballmannschaft oder in einem Orchester?

Nicht zu unterschätzen ist eine gute Allgemeinbildung für den Small Talk. Ein gut informierter Mensch ist ein interessanter Gesprächspartner, denn mit einem breiten Wissen können Sie zu allen möglichen Themen etwas beitragen. Informieren Sie sich regelmässig in Zeitungen, Zeitschriften und Internet über aktuelle Themen und frischen Sie gegebenenfalls Ihr Wissen durch entsprechende Bücher auf.

Eine angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen

Wer den anderen zu Wort kommen lässt und auf dessen Redebeiträge eingeht, zeigt ein Gespür für gelungene Kommunikation. Lenken Sie das Gespräch auf Themen, bei denen Sie Gemeinsamkeiten finden können. Nicht zu empfehlen ist allerdings das Lästern über einen unangenehmen gemeinsamen Bekannten. Lästern macht zwar Spass, gilt aber als unfein und indiskret. Also besser Finger weg vom Tratsch, wenn Sie Ihren guten Ruf und Ihre Glaubwürdigkeit behalten wollen. Genauso wirken Menschen mit einem zu gut ausgepolsterten Ego und Redebeiträgen nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, meine Jacht“ eher abstossend.

Schwierige Situationen meistern

Es gibt Endloserzähler und Langweiler, es gibt Selbstdarsteller und ungehobelte und indiskrete Menschen. Wie reagieren Sie professionell auf solche oder ähnliche unangenehme Zeitgenossen?

Bei den ersten drei genannten kann es sinnvoll sein – wenn es sich um Ihren Vorgesetzten oder einen potenziellen Kunden handelt – einfach nur zuzuhören, auch wenn es nicht sehr unterhaltsam ist. Als geduldiger Zuhörer gewinnen Sie Sympathien, die Ihnen weiterhelfen können, Ihre Ziele zu erreichen. Kommt das Ge­spräch auf unangenehme Themen, besteht die Kunst darin, durch eine kreative Assoziation den Small Talk wieder in ein sicheres Fahrwasser zu lenken. Beispielsweise können Sie vom Thema Parteipolitik den Fokus geschickt auf das Auftreten dieses Politikers im gesellschaftlichen, kulturellen oder sportlichen Bereich lenken.

Gute Manieren zeugen von Souveränität

Angenehme Umgangsformen sind gefragt, zeigen Selbstsicher­heit und sind im Business ein grosses Plus. Sie drücken sich vor allem in aufmerksamem und rücksichtsvollem Verhalten gegen­über jedem Menschen aus. Das beginnt bei der richtigen Begrüssung und endet bei ästhetischen Tischmanieren: Wer gibt wem zuerst die Hand? Wie lautet die korrekte Anrede bei Personen mit akademischen Titeln? Wer wird mit wem zuerst bekannt gemacht? Wohin gehört die Serviette nach dem Essen? Dürfen Sie die Dekorationen auf dem Teller mitessen? Was ist eine Fingerbowle? Muss ich einer Dame in den Mantel helfen? Ein regelmässiges Refresh durch entsprechende Workshops oder Bücher ist zu empfehlen.

Leichtigkeit und Humor

Ein gelungener Small Talk hat immer etwas Leichtes und Angenehmes für alle Beteiligten. Ideal, wenn gemeinsam gelacht wird, denn Lachen verbindet und schafft Nähe. Jedoch nicht um jeden Preis! Ein Witz als Gesprächseinstieg, nach dem Motto „Kennen Sie schon den?“ Eher nicht! Vielleicht finden nur Sie ihn witzig und Ihr Gesprächspartner sortiert Sie in die Schublade „Sprücheklopfer“ ein. Humorvolle, schlagfertige Bemerkungen jedoch, vor allem mit ein wenig Selbstironie und Understatement gewürzt, kommen meistens gut an und wirken souverän.

So gelingt der Small Talk - 5 Tipps in Kürze: SMILE

Selbstsicherheit (Selbstwertgefühl und positive Einstellung zum Gegenüber)

  • Wer mit sich selbst zufrieden ist, kann positiv auf andere zu­gehen.
  • Durch eine positive Körpersprache zeigen Sie Ihr Interesse am Gegenüber.

Manieren (Gute Umgangsformen)

  • Für den ersten Eindruck ist die richtige Begrüssung wichtig.
  • Stil­sicheres Verhalten im Restaurant wirkt souverän und professionell.

Interessen (Vielseitiges Wissen und Zeitgeschehen)

  • Halten Sie sich auf dem Laufenden durch Zeitungen und Internetseiten.
  • Frischen Sie Ihre Allgemeinbildung regelmässig auf.

Lauschen (Aktiv zuhören und intelligent fragen)

  • Aktiv zuhören heisst zuhören, um den anderen zu verstehen.
  • Mit den richtigen Fragen kann das Gespräch in Gang gehalten und gelenkt werden.

Esprit (Humor und Schlagfertigkeit)

  • Humor und Esprit im Gespräch wirken unterhaltsam, intelligent und nie langweilig.
  • Dadurch bleiben Sie Ihrem Gegenüber in positiver Erinnerung.

Bücher:
Annette Kessler, Vom Small Talk zur Konversation: Unterhaltsames aus Kunst, Literatur und Musik von A bis Z, Mit Illustrationen von Timo Wuerz, Gabal Verlag, 2010.
Annette Kessler, Small Talk von A bis Z: 150 Fragen und Antworten, Mit Illustrationen von Timo Wuerz, Gabal Verlag, 2007.

www.culture-talk.de

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