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Die Generationen der Vernetzten und die Unternehmen: eine Herausforderung?
Artikel erschienen im Career Starter, 16. Ausgabe 2012.
Die Generationen der Vernetzten und die Unternehmen: eine Herausforderung?
Von Maxime Morand,
Leiter Human Resources,
Lombard Odier-Gruppe
Sollten sich Firmen, Behörden und Institutionen, zum ersten Mal in der Wirtschaftsgeschichte, an die neue Generation anpassen? Warum nicht ein „umgekehrtes“ Praktikum in Betracht ziehen, bei dem der Auszubildende auch Ausbildender ist? Eine Einladung in Echtzeit des Dialogs und vor allem inmitten eines ständig vernetzten Universums.
Der jüngste soziologische HR-Trend kündigt den Eintritt der Generation Y (der heute 17-30-Jährigen) in die Arbeitswelt an und beschreibt eine Reihe von Konsequenzen, die dieses Ereignis auf die Beziehungen zwischen den Generationen haben wird. Von der stillen Generation (61+) über die Baby Boomer (46-60) bis zur Generation X (31-45) ordnet man die einzelnen Generationen unter anderem anhand ihres Geschicks im Umgang mit Technologie, ihrer Kommunikationsweise und ihrer Einstellung zur Arbeitszeit ein, aber auch aufgrund des Feedbacks, das sie erwartet, und der Belohnung, die sie sich wünscht.
Diese Einteilung scheint auf den ersten Blick interessant. Sie hilft, unsere mentalen Landschaften zu erkennen und die Zukunft im Auge zu behalten. Aber dann taucht eine Frage auf: Sind die Generationen vor Y nicht ebenfalls dabei, zu Ypsilons zu werden, dank ihrer Vernetzung – fast in Echtzeit – mit der Welt ausserhalb, aber auch innerhalb des Unternehmens? Heutzutage ist es unmöglich, zu arbeiten wie noch vor fünf oder zehn Jahren: E-Mail, SMS, elektronische Benachrichtigungen, LinkedIn, Facebook, Internet etc. sind zu Spiel- und Werkzeugen geworden, die je nach Tageszeit entweder unser Potenzial fördern oder dazu führen, dass wir uns in einem oberflächlichen Netz verfangen. Bald wird man in den Unternehmen eine neue Diät verschreiben müssen: Eine Entwöhnung, um wieder zu sich selbst zu finden. Am Ende wird alles allem gleichgestellt. Die elektronischen Benachrichtigungssysteme berücksichtigen sämtliche Informationen ohne jegliche Gewichtung, einfach nur in der Reihenfolge, in der sie eintreffen.
Stiftet diese Unordnung Verwirrung? Oder schafft sie eine endlose Geschmeidigkeit, in der nichts unmöglich ist? Auf jeden Fall gibt es trotz allem universelle Konstanten, die sowohl Generationen als auch Kulturen überdauern. Diese Konstanten möchte ich aus Sicht des Menschen und seiner Beziehung zur Zeit untersuchen. Man sagt, die neue Generation lebe in der Unmittelbarkeit und im Verwischen der Grenzen zwischen der Wirklichkeit und ihren Repräsentationen: Sie lebe in einem Spiegel (speculum), spekuliere über ihr Leben, da sie dieses in mehreren virtuellen Modi durchspielen könne. Zeit ist aber nicht nur unmittelbar, sondern umfasst auch die Qualität des Augenblicks, die Entzückung angesichts des zu entdeckenden Panoramas, die beruhigende Wiederholung der regelmässigen Begegnungen, die kleinen Rituale, die uns mit der Wirklichkeit verbinden und die, erstaunlicherweise, unseren Geist für Kreatives frei machen.
Zeit bedeutet, sich seinen Wunsch auszumalen und ihn in Form von Hoffnungen, Träumen und Zielen in die Zukunft zu projizieren. Zeit umfasst die einem liebgewordene Erinnerung an die Vergangenheit, welche die Gegenwart verdichtet. Die Vorstellung der Unsicherheit, die einen Dialog führt mit dem Bedürfnis nach Sicherheit, lässt eine Spannung entstehen, hin zum Wunsch bzw. der Sorge, sein Leben selbst zu bestimmen oder sein Leben von anderen bestimmen zu lassen.
All diese Komponenten der Zeit und viele mehr geistern bestimmt auch im Kopf, in der mentalen Hauptplatine der Generation Y herum. Die Vertreter dieser Generation sind demnach aufgerufen, die Genialität ihrer Unmittelbarkeit aufrechtzuerhalten, indem sie sie unweigerlich in die verschiedenen Jahreszeiten, in den Wechsel von Woche zu Wochenende, ins Ritual des Budgets, in das Auf und Ab des Lebens in der Gemeinschaft einfliessen lassen. Die Vernetzung, die sie allen Generationen bringen, belebt das Unternehmen, die Familien, Gruppen und einzelnen Menschen, auf mehreren Ebenen und zur gleichen Zeit. Eine Generation wird nicht durch eine einzige neue Generation ersetzt werden. Alle Generationen werden Teil eines neuen Volkes: Das Volk der ständigen miteinander Vernetzten.
Diese Vernetzungen werden die Arbeitsorganisation in Zukunft wahrscheinlich verändern. Dabei wird die Hierarchie stark gefordert sein. Da alle Informationen unmittelbar zugänglich sind, wird es zu einer Machtverlagerung kommen, vom monopolisierten Wissen hin zur freien, jedem Menschen möglichen Interpretation. Der Chef muss vom Sitzungsleiter zum Teamanimator werden. Die Beziehung „von oben nach unten“ verwandelt sich in ein „inmitten von“: Aufgabe der Verantwortlichen wird sein, das Wissen durch eine ständige Interpretation einzurahmen.
Die kleinen Chefs haben ausgedient. Ein Leader wird lernen müssen, wie er die Ressourcen der Menschen zum Vorschein bringen kann, denn es geht nicht mehr darum, menschliche Ressourcen bloss zu verwalten. Dies verlangt, dass Neuankömmlinge das bestehende Team mit ihrem aufmerksamen Feedback bereichern. Der heikelste Punkt für die Verantwortlichen wird darin bestehen, leicht „autistische“ Egos so zu führen, dass eine solidarische Verbindung zwischen ihnen entsteht, denn der Mensch ist zwar immer mehr ein vernetztes Individuum, er zeigt jedoch wenig Sinn fürs Kollektive. Die Organisationen werden das jährliche Beurteilungsgespräch nicht mehr als Ritual aufrechterhalten können. Sie müssen Rückmeldungstools einführen, die ein fast unmittelbares Feedback ermöglichen. Die ach so wunderbare mittelfristige Planung zerfällt und macht einem Gebastel, einem Sicheinstellen, einer täglichen Anpassung Platz.
Wir können uns die zukünftigen Büros um einen grossen Tisch angeordnet vorstellen, an dem sich alle an der Arbeit beteiligen, mit Wänden voller sich verändernder Wörter und Entwürfe, auf denen jede und jeder seine Ideen, Vorschläge und Fragen anbringt. Humor – nicht in Form von Spott, sondern als Sicht aus der Distanz – wird den Beziehungsstil in den verschiedenen Teams prägen.
Was hat das nun für Auswirkungen für eine junge Frau, einen jungen Mann, die ihren beruflichen Weg gehen wollen? Ich lade sie dazu ein, sich für ein „umgekehrtes“ Praktikum zur Verfügung zu stellen! Normalerweise erhält ein Praktikant eine Ausbildung, die sich aus der Weitergabe der Erfahrungen derjenigen zusammensetzt, die bereits im Unternehmen arbeiten. Könnte nun aber der neue Praktikant nicht versuchen, seine Gewandtheit in den Dienst einer besseren Verständigung mit seinen Mentoren zu stellen? Wir haben seit jeher die Chance gehabt, Praktikanten zu beschäftigen, die uns als Gegenleistung für unsere Erfahrung ein Feedback „out of the box“ geben – ein Blick über den Tellerrand hinaus sozusagen. Sie haben das Recht, ja werden dazu ermutigt, uns herauszufordern: „An Ihrer Stelle würde ich Folgendes tun und das dann auf folgende Weise umsetzen ...“
Die Verständigung der Generationen beruht stets auf der gleichen Herausforderung: Dem Dialog, nicht dem virtuellen, nein, bloss dem unmittelbaren.