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Temporärarbeit: Ein Sprungbrett in die Arbeitswelt
Artikel erschienen im Career Starter, 14. Ausgabe 2010.
Temporärarbeit: Ein Sprungbrett in die Arbeitswelt
Von Myra Fischer-Rosinger,
Wissenschaftliche Mitarbeiterin,
swissstaffing
Die Temporärarbeit erfüllt am Markt verschiedene Funktionen: Für die Unternehmen schafft sie Flexibilität und Abhilfe bei Absenzen – für Stellensuchende eignet sie sich als Einstieg oder auch als Überbrückung. Die Personaldienstleister sorgen als Vermittler dafür, dass beide Gruppen ihre Bedürfnisse erfüllt sehen. Bei Hochschulabsolventen, die sich für einen Temporäreinsatz entscheiden, ist die Sprungbrett-Eigenschaft der Temporärarbeit besonders ausgeprägt.
Warum Unternehmen auf Temporärarbeit zurückgreifen
Globalisierung bedeutet, dass die Märkte weltweit zusammenwachsen. Das steigert die Konkurrenz, weil ein bestimmtes Kundensegment nun von mehr Anbietern bedient wird. Dadurch entsteht Druck auf die Kosten. Die Unternehmen müssen Wege finden, um ihre Produkte oder Dienstleistungen effizienter anzubieten. Ein vielversprechender Ansatz ist die Flexibilisierung – z. B. der Belegschaft.
Dies ist der Grund, weshalb immer mehr Unternehmen auf Temporärarbeit setzen – in der Schweiz bereits 23 % aller Firmen. Insgesamt führte dies im Jahr 2008 dazu, dass 282‘000 Personen temporär beschäftigt waren. Noch vor zehn Jahren waren es nur halb so viele.
Die Flexibilisierung ist allerdings nur ein Aspekt. Knapp 40 % der Unternehmen, die temporär Arbeitende einsetzen, tun dies auch, weil sie die Personen testen wollen, bevor sie sie möglicherweise fest anstellen. Eine Umfrage ergab, dass die Unternehmen im Durchschnitt 16 % ihrer temporär Beschäftigten anschliessend als Festangestellte übernehmen.
Mit Temporärarbeit in die Arbeitswelt einsteigen
Gleichzeitig finden weitere 32 % nach dem Temporäreinsatz eine Festanstellung in einer anderen Firma. Denn die Erfahrungen und Kontakte, die man während eines solchen Einsatzes sammelt, helfen offensichtlich, um einen festen Platz im Arbeitsleben zu finden. Gerade für Absolventen einer Erstausbildung ist diese Sprungbrett-Eigenschaft besonders ausgeprägt und nützlich. Lehrabgänger und Hochschulabsolventen sehen sich häufig in der Situation, dass in den Stellenausschreibungen Berufserfahrung verlangt wird, scheinbar aber keine Firma bereit ist, einem die Möglichkeit zu geben, diese zu sammeln. Unter diesen Umständen kann ein Temporärjob geeignet sein, um erste fachliche und soziale Erfahrungen zu sammeln. Der Personaldienstleister übernimmt dabei die Rolle des Maklers und hilft den Stellensuchenden dabei, sich zu vermarkten.
Die späteren Berufsaussichten sind denn auch gerade bei Lehrabgängern und noch stärker bei Hochschulabsolventen sehr gut, wie eine Umfrage zeigt: Rund ein Jahr nach dem Temporäreinsatz haben 65 % der ehemaligen Hochschulabsolventen eine Festanstellung gefunden. Das ist eine erfreuliche Bilanz. Der Vergleich mit anderen temporär Arbeitenden zeigt, dass die Sprungbrett-Eigenschaft der Temporärarbeit im Falle von Hochschulabsolventen besonders gut wirkt: Temporär arbeitende Lehrabgänger finden zu 53 % eine Festanstellung, der Durchschnitt der temporär Arbeitenden liegt bei 48 %.
Die Zukunft der Temporärarbeit
Seit einem Jahr ist die Nachfrage nach Temporärarbeit konjunkturbedingt eingebrochen. Zeichnet sich ein wirtschaftlicher Abschwung ab, reagieren die Unternehmen in der Regel zuerst mit der Auflösung ihrer Temporärverträge. Das war auch in dieser Krise der Fall. Umgekehrt sind temporär Angestellte bei den ersten Anzeichen des Aufschwungs aber auch die Ersten, die von den Unternehmen wieder eingestellt werden. Insofern könnten die Personaldienstleister 2010 mit einer spürbaren Verbesserung rechnen.
Mittel- bis langfristig dürfte die Temporärarbeit weiter zunehmen. Denn der Trend zur Flexibilisierung scheint ungebremst. Und in Anbetracht der demographischen Alterung, die zu einer Verknappung der Fachkräfte führen wird, wird es für die Unternehmen immer schwieriger werden, Personal zu finden. Es ist gut möglich, dass sich die Unternehmen die raren Fachkräfte dann projektweise teilen werden, und die Temporärarbeit dadurch einen weiteren Schub erlebt.