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Hilfe! Mein Chef ist inkompetent!
Artikel erschienen im Career Starter, 15. Ausgabe 2011.
Hilfe! Mein Chef ist inkompetent!
Von Annick Darioly,
Doktorandin, Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie,
Universität Neuenburg
Bin ich die Einzige, die ihre Vorgesetzten für inkompetent hält? Wenn ich meinen Nachbarn aus der Wohnung gegenüber betrachte, der in einem multinationalen Unternehmen arbeitet und voll und ganz erfüllt scheint, sage ich mir, dass es ihm bestimmt nicht so geht wie mir, sonst würde er genauso deprimiert aussehen wie ich, wenn wir uns nach der Arbeit im Aufzug begegnen. Vielleicht sollte ich ihn einmal fragen?
Die Beziehung zu unserem direkten Vorgesetzten ist wesentlich und diesbezügliche Probleme können verhängnisvolle Auswirkungen haben. Für 60-75 % der Angestellten ist der Kontakt zum direkten Vorgesetzten der stressigste Aspekt ihres Jobs. Für mehr als 40 % stellt die Beziehung zu ihrem Chef das wichtigste Element für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz dar und ist damit wesentlich bedeutender als der Lohn oder die Kollegen. Ein Fünftel der Jobwechsel erfolgt wegen Inkompetenz des Vorgesetzten. Bei Umfragen unter den Angestellten in der Westschweiz hat sich gezeigt, dass jeder Fünfte seinen Chef für inkompetent hält und jeder Zweite deswegen gestresst ist. Auf die Frage „Wäre die Inkompetenz Ihres Vorgesetzten für Sie ein Grund, zu kündigen?“ antworteten 74 % der Befragten mit ja oder sagten, sie könnten es sich zumindest vorstellen. Ich bin also definitiv nicht die Einzige, die mit einer solchen Situation konfrontiert ist.
Obwohl die Unfähigkeit der Manager ein heikles Thema ist, ja sogar ein Tabuthema, haben die meisten Menschen schon einmal eine solche Situation erlebt. Führungsinkompetenz zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Wenn Sie z. B. im Team arbeiten, muss Ihr Chef in der Lage sein, Sie zu beraten. Manchmal kommt es vor, dass er dazu nicht fähig ist. Ist dies wiederholt der Fall, so darf man ihn zu Recht als technisch nicht kompetent erachten. Der Vorgesetzte kann aber auch im Kontakt mit seinen Angestellten ineffizient sein (Unfähigkeit, zu kommunizieren oder sich in die Mitarbeiter hineinzuversetzen). Dann erleben ihn diese als inkompetent auf zwischenmenschlicher Ebene. Schliesslich ist auch Führungsunfähigkeit ein grosses Problem: Manager, die nicht die richtigen Personen einzustellen wissen, oder denen es nicht gelingt, ihr Team zu motivieren, damit dieses gute Leistungen erbringt. Mit anderen Worten: Wir erwarten von unseren Vorgesetzten, dass sie in vielen Bereichen kompetent sind. Wenn sie unsere Erwartungen nicht erfüllen, verlieren sie in unseren Augen ihre Leaderrolle. Das Vertrauensverhältnis ist gestört, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht. Bei den einzelnen Personen kann man eine Verminderung der Zufriedenheit und der Motivation feststellen, eine höhere psychologische Hilflosigkeit, mehr Stress sowie eine stärkere Absicht, die Stelle zu wechseln. Auf Ebene des ganzen Teams und der Firma nimmt die Leistung sowie die Unternehmensproduktivität ab, was HR-Kosten (Zeit, Geld, Ressourcen) verursacht.
Das sogenannte Peter-Prinzip besagt Folgendes: „Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.“ Eine Weiterentwicklung davon stellt das Dilbert-Prinzip dar: „Die ineffizientesten Arbeiter werden unverzüglich ins Management versetzt, wo sie den geringsten Schaden anrichten können.“ Glaubt man diesen Maximen, scheint es fast unausweichlich, dass jeder während seiner beruflichen Laufbahn inkompetente Chefs haben wird. Wie aber geht man mit einer solchen Situation um?
Leider gibt es kein Patentrezept. Einige Tipps können Ihnen jedoch helfen, zu vermeiden, an einen Punkt zu gelangen, an dem es kein Zurück mehr gibt und die Kündigung der einzige Ausweg bleibt.
Wenn Sie feststellen, dass die Inkompetenz Ihres Teamchefs die Leistung im Team oder in der Firma beeinträchtigt, wagen Sie es, seinen direkten Vorgesetzten zu informieren. Sprechen Sie, wenn möglich, mit den anderen Teammitgliedern, um sicherzustellen, dass Sie mit Ihrer Einschätzung nicht alleine dastehen. Suchen Sie nach Belegen für das schlechte Management Ihres Chefs, denn es ist immer einfacher, den Angestellten zu entlassen als den Chef! Wenn Ihr Chef nicht kommunizieren kann oder Informationen zurückbehält, sprechen Sie so viel wie möglich im Team untereinander und werden Sie so zu einem eigenständigen Team. Bei einem Chef, der sein Team nicht leiten kann, seine Macht missbraucht, indem er sich Ihre Ideen aneignet oder lügt, können Sie sich vor seinen Fehlern schützen, indem Sie von allem eine Kopie behalten (Dossiers, E-Mails etc.). Lassen Sie diese jedoch nicht am Arbeitsplatz herumliegen und vergewissern Sie sich, dass es Zeugen gibt, wenn Sie eine neue Idee präsentieren. Ist Ihr Chef nicht in der Lage, Ihnen bei Ihren täglichen Aufgaben zu helfen, machen Sie sich selbst zum Experten in Ihrem Fachbereich (Self-Reliance), indem Sie sich durch Fortbildung, Seminare oder über andere Wege weiterbilden.
Das Wichtigste ist, sich zu trauen: Wagen Sie es, ein Problem oder einen Fehler aufzugreifen! Trauen Sie sich, mit Ihrem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Sie sind wertvoll für ihn und für Ihre Firma!
Literatur:
Darioly & Schmid Mast, in prep. Leader Incompetence: Its impact on Subordinate Satisfaction, (2011).