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Nutzen Sie die nonverbale Kommunikation, um Ihre Chancen zu erhöhen
Artikel erschienen im Career Starter, 13. Ausgabe 2009.
Nutzen Sie die nonverbale Kommunikation, um Ihre Chancen zu erhöhen
Von Steve Binggeli,
Doktorand an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (HEC) Lausanne
Versuchen Sie, einen sympathischen Eindruck zu machen durch einen offenen Blick, ein Lächeln auf den Lippen, einen festen Händedruck, angemessene Kleidung … Es gibt viele wichtige Elemente, die die Entscheidung des Rekrutierungsverantwortlichen massgeblich beeinflussen …
Nonverbale Kommunikation – darunter versteht man alle Formen des Kommunizierens, die nicht über Worte geschehen, z. B. Gesichtsausdruck, Blick, Körperhaltung, Gestik, Stimme, Aussehen und Kleidung. Die nonverbale Kommunikation beeinflusst den Einstellungsentscheid wesentlich. Deshalb sollten Sie bei Vorstellungsgesprächen darauf achten, wie Sie sich verhalten und wie Sie auftreten.
Ihr Verhalten ruft bei Ihrem Gegenüber Gefühlsreaktionen hervor. Wenn Sie sich auf eine gute Art vorstellen, lächeln oder sich mit Ihrem Gesprächspartner einverstanden zeigen, erhält dieser einen positiven Eindruck von Ihnen. So erhöhen Sie Ihre Erfolgschancen. Die Erklärung dafür ist einfach: Der Rekrutierungsverantwortliche kann davon ausgehen, dass Sie bei Ihren zukünftigen Kollegen oder Kunden ähnliche Reaktionen hervorrufen werden. Mit anderen Worten: Wenn es Ihnen gelingt, einen guten Eindruck zu hinterlassen, wird ein Rekrutierungsverantwortlicher eher geneigt sein, Sie für die Stelle zu empfehlen. Dennoch ist es nicht nötig, sich ausgeklügelte Strategien auszudenken, wie man sich am besten verhalten soll. Während des Vorstellungsgesprächs sollten Sie in erster Linie natürlich auftreten und den Eindruck erwecken, Sie fühlten sich wohl. In Anlehnung an das Sprichwort können Sie sich sagen: „Das Bessere ist des Guten Feind“. Rekrutierungsverantwortliche beurteilen die nonverbalen Aspekte eher oberflächlich, denn sie sind weniger wichtig als der Inhalt Ihrer Aussagen oder Ihres Lebenslaufes. Welches Verhalten was bedeutet, hängt stark von der Person ab. Deshalb müssen Rekrutierungsverantwortliche bei ihren Einschätzungen Vorsicht walten lassen. Sie haben dennoch eine bestimmte Vorstellung davon, worin ein „normales“ Verhalten besteht. Entspricht Ihr Verhalten dieser subjektiven Norm nicht, kann es sein, dass ein Rekrutierungsverantwortlicher mit seiner Analyse stärker ins Detail geht. Dies ist z. B. der Fall, wenn Ihre nonverbale Kommunikation im Widerspruch zu Ihren Aussagen zu stehen scheint.
Wir haben Untersuchungen bei mehr als 80 Rekrutierungsverantwortlichen in der Westschweiz durchgeführt und sie gebeten, fünfzehn Elemente nonverbaler Kommunikation, die während eines Vorstellungsgesprächs auftreten können, zu bewerten. Das folgende Streudiagramm zeigt einen Teil der Ergebnisse: Die Bedeutung der einzelnen Verhaltensaspekte (vertikale Achse) bei der Entscheidungsfindung und die Wirkung dieser Verhaltensweisen (horizontale Achse). Mit Hilfe der Wirkung lässt sich erkennen, ob ein Element als positiv oder negativ beurteilt wird. Die Grafik zeigt, dass fünf Verhaltensaspekte als negativ und wichtig für die Entscheidungsfindung eingestuft werden. Diese sind: Den Rekrutierungsverantwortlichen unterbrechen, den Blick abwenden, zögerlich sprechen, eine lockere Haltung einnehmen und viel sprechen. Zwei Verhaltensaspekte werden als positiv und wichtig für die Entscheidungsfindung beurteilt: Lächeln und den direkten Blickkontakt zum Rekrutierungsverantwortlichen halten.
Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen diejenigen früherer Untersuchungen. Sie sollen als Ausgangspunkt für einige Ratschläge im Hinblick auf das Verhalten bei Vorstellungsgesprächen dienen. Diese Tipps sind nach den wichtigsten Forschungsschwerpunkten im Bereich der nonverbalen Kommunikation gegliedert.
- Blick. Wir raten Ihnen, den Rekrutierungsverantwortlichen immer wieder direkt anzublicken, ohne ihn jedoch anzustarren. Weichen Sie seinem Blick nicht aus und vermeiden Sie es, ihn von oben bis unten zu mustern. Vorsicht: Dieser Tipp gilt für die Schweiz. Wenn Sie sich in anderen Ländern bewerben, kann sich ein solches Verhalten auch nachteilig für Sie auswirken. Generell sind die Rekrutierungsverantwortlichen der Ansicht, dass der Blick Ihr Interesse an der betreffenden Stelle oder am Gespräch verrät. Die Untersuchungen zeigen zudem, dass Ihr Blick Rückschlüsse auf Selbstvertrauen, Ehrlichkeit und Sympathie zulässt.
- Kopfhaltung und Gesichtsausdruck. Halten Sie Ihren Kopf gerade und Ihrem Gesprächspartner zugewandt. Durch ein zustimmendes Kopfnicken zeigen Sie Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse für die Aussagen Ihres Gegenübers. Versuchen Sie, so oft wie möglich über Ihren Gesichtsausdruck eine positive Einstellung zu vermitteln. Lächeln ist für die Einschätzung Ihres Verhaltens entscheidend.
- Körperhaltung. Sitzen Sie aufrecht, ohne sich zu versteifen. Sie können sich auch leicht vor- oder zurücklehnen, sollten es aber vermeiden, sich auf Ihrem Stuhl ganz zurückzulehnen. Eine zu lockere Körperhaltung kann sich negativ auswirken, da sie einen Eindruck von Nachlässigkeit vermittelt. Ausserdem raten wir Ihnen, mit Ihrer Körperhaltung Offenheit zu signalisieren: Kreuzen Sie weder Beine noch Arme und bleiben Sie Ihrem Gesprächspartner stets zugewandt.
- Gestik und Bewegungen. Seien Sie während des Gesprächs aktiv, aber übertreiben Sie nicht. Ziel ist, Ihrem Gegenüber zu zeigen, dass Sie eine dynamische Persönlichkeit sind. Wie ein Politiker können Sie sich beim Sprechen Gesten bedienen, um Ihre Aussagen zu unterstreichen oder klarer dazulegen.
- Berührungen. Meist wird das Berühren oder Kratzen am Kopf, an den Haaren oder am Körper negativ ausgelegt. Sie sollten vermeiden, an Gegenständen in Ihrer Nähe, z. B. Ihrem Kugelschreiber herumzunesteln. Rekrutierungsverantwortliche sehen darin einen Mangel an Selbstsicherheit oder Nervosität. Wir empfehlen Ihnen dringend, den Rekrutierungsverantwortlichen nicht zu berühren und eine gewisse Distanz zu Ihrem Gegenüber zu halten. Ein fester und energischer Händedruck wird positiv beurteilt, unter der Voraussetzung, dass er dem Gegenüber angepasst ist. Auch Notizen nehmen wird als positiv erachtet: Einige Rekrutierungsverantwortliche erkennen darin Gewissenhaftigkeit und Interesse für die betreffende Stelle.
- Stimme. Gelingt es Ihnen, beim Sprechen den Ton und die Intensität Ihrer Stimme zu variieren, werden Sie positiver wahrgenommen. Sie wirken dadurch weniger monoton. Die Intensität der Stimme verrät etwas über Ihre Extrovertiertheit und Ihren Status. Wie sich aber aus der oben stehenden Grafik herauslesen lässt, sollten Sie nicht zu laut sprechen. Achten Sie auf Flüssigkeit, klare Aussprache und nicht zu hohes Sprechtempo. Mit Sprechpausen können Sie eine positive Wirkung erzielen. Diese Strategie ist aber möglicherweise riskant, denn wenn Sie zu oft innehalten oder Ihren Gesprächspartner unterbrechen, wird das äusserst negativ bewertet.
- Persönlichkeitsmerkmale. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Attraktivität einer Person mit erstrebenswerten sozialen Faktoren wie Erfolg, Umgänglichkeit, Intelligenz oder Überzeugungskraft zusammenhängt. Wir raten Ihnen deshalb, sich während des Gesprächs von Ihrer besten Seite zu zeigen. Jedes Detail zählt. Zu den Elementen, die Sie am besten kontrollieren können, gehören z. B. Frisur, Nägel oder Körpergeruch. Ein Rekrutierungsverantwortlicher wird Ihre Persönlichkeitsmerkmale nicht ausdrücklich beurteilen, doch wie wir alle ist auch er Opfer gewisser Wahrnehmungsverzerrungen und Vorurteile. Das sollten Sie berücksichtigen.
- Kleidung. Wie Sie sich kleiden sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu nennen sind u. a. die Art der Stelle, die Person, die mit Ihnen das Gespräch führt sowie das Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben. Wenn Sie nicht sicher sind, was Sie anziehen sollen, fragen Sie Ihre Kontaktperson danach, welche Kleidung im betreffenden Unternehmen üblich ist. Spezialisten betonen, dass eine angemessene Kleidung dazu beitragen kann, beruflich voranzukommen. Sie spiegelt gewissermassen die Beziehung der einzelnen Person zum Unternehmen wider. Kleidung und Accessoires verraten zudem einiges über Ihre Person. Ihre Glaubwürdigkeit hängt demnach von angemessener, eleganter und sauberer Kleidung ab. Sie vermitteln damit den Eindruck einer gewissenhaften, loyalen und Autoritäten respektierenden Person.
An dieser Stelle muss betont werden, dass die einzelnen Verhaltensaspekte während eines Vorstellungsgesprächs nicht einzeln beurteilt werden. Sie sind Teil eines Ganzen. Es handelt sich um parallele, dynamische Reaktionen, die global ausgewertet werden. Die Intensität und die Häufigkeit, mit der Sie gewisse Verhaltenselemente an den Tag legen, kann Ihre Erfolgschancen erhöhen, Sie sollten aber niemals übertreiben. Nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand, um den Einsatz dieser Elemente richtig abzuwägen, damit sie Teil eines kohärenten und authentischen Auftretens werden.